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Selbsthilfegruppen

Wenn man an Depressionen erkrankt ist, kann es wichtig werden, Kontakt zu anderen Betroffenen aufzunehmen.

Warum?

Als ich vor Jahren an Depressionen erkrankte, ging ich in eine psychiatrische Klinik. Mit allen Vorurteilen, die man dorthin nur mitnehmen kann. Ich dachte, ich träfe auf einen Haufen mehr oder minder Gestörter, die von Ärzten und Pflegern mit Medikamenten mit Ach und Krach in Schach gehalten werden. Wie sehr war ich überrascht, als ich das genaue Gegenteil vorfand. Anstatt auf einen Haufen Irrer zu treffen, traf ich Menschen, die alle durch verschiedene, sehr schwere Lebenssituationen mussten.

Das Krankenhauspersonal beschränkte sich darauf, den Patienten die Medikamente zu verabreichen und mehr nicht. Es gab auch Angebote wie Sportstunden, Gespräche mit Sozialarbeitern, um zum Beispiel finanzielle Probleme zu lösen. Mehr gab es nicht. Eine Therapie fand definitiv nicht statt.

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Die meisten Patienten brachten den Tag damit zu im Raucherraum der Station zu sitzen. Und hier fand die Therapie statt, die mir am meisten geholfen hat. Die Gespräche mit den Mitpatienten. Wenn ich außerhalb des Krankenhauses äußerte, dass es mir schlecht geht, musste ich immer sehr lange das Wie und Warum erklären und nur, um am Ende doch nicht verstanden zu werden. Im Raucherraum musste ich oftmals nicht Mal den Mund aufmachen und die anderen sahen einfach, wie schlecht es mir ging. Ohne lange Erklärungen und Rechtfertigungen. Außerdem sah ich, dass ich nicht allein war mit meinen Problemen. Ich sah wie Leute innerhalb von wenigen Tagen akute Krisen hinter sich ließen. Es gab Leute, die sich schon seit vielen Jahren mit Depressionen herum schlugen und diese gaben Ihre Überlebensstrategien gern weiter an andere. Probiere es doch mal auf diesem Weg oder auf jenem. So oder ähnlich waren die Ratschläge. Und es half!!!

Wenn man einem gesunden Menschen erklären will, wie schlecht es einem gerade geht, wird man oft nicht verstanden. Wer noch nie mit Depressionen zu tun hatte, hat keine Vorstellung davon, durch welche Abgründe die menschliche Seele wandern kann. Im wahrsten Wortsinne… Meist hörte man mich an und ich bekam dann so etwas wie „Jetzt aber wieder Kopf hoch…“ oder etwas ähnliches zu hören. Wie schlecht es mir tatsächlich ging, erfassten die meisten nur in Ansätzen.

Im Raucherraum der Klinik war dies ganz anders. Wie ich weiter oben schon geschrieben hatte, brauchte ich oft nicht mal etwas sagen, um verstanden zu werden. Und wenn ich anfing zu erzählen, brauchte ich nicht erst eine halbe Stunde mit Erklärungen verbringen, sondern konnte gleich zum Kern der Sache kommen. Es gab auch Momente, da saßen die lieben Leute einfach mit mir da und waren traurig. An Punkten, wo kein Trost der Welt mehr hätte helfen können. Das war für mich die beste Therapie.

So oder so ähnlich müssen dies auch andere Menschen erlebt haben, wie wäre es sonst anders zu erklären, dass sich überall im Land Selbsthilfegruppen für Depressive gebildet haben. In diese Gruppen gehen sowohl Depressive oder/und deren Angehörige. Es gibt auch reine Angehörigengruppen. Diese haben es mit Depressiven auch nicht immer leicht und müssen sich den einen oder anderen Rat holen.

Auch im Internet gibt es einige sehr wenige, gute Communities zu diesem Thema. Man trifft auf Leute, die auch schon im finsteren Tal waren. Die Problemlösungen der Menschen, die man dort trifft, sind extrem hilfreich. Außerdem kann man sich dort trösten oder auch einmal virtuell in den Arm nehmen lassen. So merkwürdig das jetzt auch klingt.

Selbsthilfegruppen im Netz finden Sie unter: www.selbsthilfenetz.de

Bildquelle: Marianne J.  / pixelio.de

 

Veröffentlicht: 15. Januar 2013 | Kommentare: 0