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Ich soll in die Klinik!!! Und jetzt?

Ihr Arzt hat Sie untersucht und die Diagnose Depressionen gestellt. Außerdem hat er einen Aufenthalt in einer psychiatrischen Klinik empfohlen. Meine persönliche Reaktion war: „Was soll ich denn da? Ich bin schließlich nicht irre!!!“.

Im Volksmund werden diese Kliniken gern als Irrenanstalt oder Klapsmühle bezeichnet. Es gibt auch noch andere diskreditierende Bezeichnungen. Man hat die Vorstellung von dunklen Gängen, auf denen sich Leute zombieartig in Nachthemden bewegen und die alle irgendwie nicht richtig im Kopf sind. Diese Vorstellung unterscheidet sich von der Wirklichkeit, wie der Tag von der Nacht!

Psychiatrie

Eine Psychiatrie unterscheidet sich heute in Nichts von einem normalen Krankenhaus.

Es gibt modern eingerichtete Krankenzimmer, die hell und freundlich sind. Eben wie in einem normalen Krankenhaus. Die Gänge sind lang und hell und die Patienten tragen ganz normale Alltagskleidung. Sie sehen also selbst, die Vorstellung einer Irrenanstalt wie man sie sich im Allgemeinen vorstellt, hat mit einer Psychiatrie wenig gemeinsam. Moderne Psychiatrien sind Orte, an die man freiwillig geht und aus denen man jederzeit wieder verschwinden kann, wenn man es will. Sie werden dort niemals gegen Ihren Willen festgehalten, es sei denn, Sie sind eine Gefahr für sich oder andere. Doch diese Gefahr ist bei Depressionen nur außerordentlich selten gegeben. Die Menschen, die Ihnen dort begegnen werden, sind keine Irren im landläufigen Sinn. Als ich selbst in der Psychiatrie war, kamen mir die Leute draußen viel verrückter vor. In der Klinik werden Sie Leute treffen, die zum Teil heftige Schicksalsschläge erleiden mussten, die an Depressionen oder an anderen psychischen Krankheiten leiden. Leute, die mit bestimmten belastenden Umständen in ihrem Leben nicht zurecht gekommen sind. Die wirklich Irren sind in ganz anderen Psychiatrien untergebracht, die dann auch mehr Gefängnissen ähneln.

Man kann sich mit anderen Betroffenen austauschen, (was mir persönlich am meisten geholfen hat), es gibt therapeutische Angebote und vor allen Dingen, kommt man endlich mal zur Ruhe. Alle störenden Einflüsse bleiben draußen. Es gibt keine Mobbing, keine belastende Umstände auf der Arbeit, kein Telefon…Man lebt praktisch wie unter einer alles abschirmenden Käseglocke und kann endlich mal wieder ausspannen und den Kopf frei bekommen. Zudem werden Sie auf Medikamente eingestellt und die Ärzte können auf Probleme sofort reagieren. Zum Glück gibt es diese äußerst selten.

Sie sehen also selbst, in einer Psychiatrie gibt es nichts, vor dem Sie sich fürchten müssen…

 Bildquelle: Gerd Altmann/Shapes:AllSilhouettes.com  / pixelio.de

Veröffentlicht: 15. Januar 2013 | Kommentare: 0