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Soziale Folgen von Depressionen

Wer an Depressionen erkrankt ist, hat nicht nur mit den Symptomen der Krankheit zu kämpfen. Vielfach kommen noch zum Teil schwerwiegende soziale Folgen hinzu.

Einsam Jeder kennt das. Man hat am Morgen die Kleinen in den Kindergarten gebracht und die großen in der Schule abgeliefert. Danach zur Arbeit, wo man mit einem Berg Arbeit überhäuft wurde, der beim besten Willen nicht zu schaffen war. Am Abend noch in den Supermarkt und für die Familie eingekauft. Natürlich hat man die langsamste Schlange an der Kasse erwischt. Danach nach Hause und die Lieben versorgt. Wenn man jetzt ermattet aufs Sofa sinkt, kann man eigentlich keine Störungen mehr gebrauchen. Es ärgert einen die Fliege an der Wand. Jetzt klingelt es plötzlich an der Tür und die Freunde stehen da und wollen noch irgendetwas feiern. Man reißt sich zusammen und macht gute Miene zum bösen Spiel. Jetzt ist nur noch eine Frage der Zeit, bis jemand fragt, welche Laus einem über die Leber gelaufen ist…

Zugegeben, dieser Tag war deprimierend, doch war er nicht zu vergleichen mit dem Erleben eines Depressiven. Auch ohne die äußeren Einflüsse fühlt er sich an den meisten Tagen mindestens 100 Mal schlimmer als Sie nach diesem erschöpfenden Tag. Da ärgert einen buchstäblich die Fliege an der Wand. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis er immer häufiger unangemessen reagiert und sich nach und nach aus den gemeinsamen Unternehmungen ausklinkt. Doch auch alte Freunde ziehen sich in der Regel zurück. Am Ende ist der Kranke meist fast vollständig isoliert.

Auch auf der Arbeit kommt es häufig zu Problemen. Wenn zum Beispiel der Kranke sein Arbeitspensum nicht mehr schaffen kann. Fast alle, die schwer an Depressionen erkrankt sind, verlieren über kurz oder lang ihren Arbeitsplatz. Meist spätestens dann, wenn sie äußern, Depressionen zu haben. Da zählt es nur noch wenig, wenn man sich jahrelang abgerackert hat. Oft ohne es zu sagen, denken die meisten Chefs, der ist irre oder zumindest nicht mehr ganz zurechnungsfähig. Obwohl dies mit der Realität nicht das Geringste zu tun hat. Der Kranke ist einfach nur sehr schwach, hat aber noch alle Sinne beieinander.

Auch in der Partnerschaft kann es zu heftigen Spannungen kommen.
Der Depressive kann nicht mehr, wie gewohnt, seinen ehelichen Verpflichtungen nachkommen, zum Beispiel an gemeinsamen Aktivitäten teilnehmen. Und wenn er sich doch aufrafft, ist es irgendwie nicht mehr wie sonst. Dem gesunden Partner wird also einiges zugemutet. Auch langjährige Partnerschaften können so in heftige Krisen kommen oder sogar daran zerbrechen.

Im schlimmsten Fall steht der Erkrankte plötzlich einsam und allein auf weiter Flur. Und das nur, weil er krank geworden ist. Andere Leute bekommen Krebs und er hat eben Depressionen bekommen. Deshalb hier nochmal meine Bitte. Lassen Sie den Erkrankten nicht allein. Seien Sie für ihn in gewohnter Weise da und helfen Sie ihm, wo es geht. Irgendwann ist er wieder gesund und er wird es Ihnen vermutlich mit lebenslanger Freundschaft danken.

 

Veröffentlicht: 15. Januar 2013 | Kommentare: 0